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DIE BEDEUTUNG DER PALÄONTOLOGIE

FÜR DIE ERDGESCHICHTE




Die Beziehungen zwischen den Schwesterwissenschaften der Geologie und der Paläontologie, haben sich im Laufe der Entwicklung beider Wissenschaften wesentlich geändert. Aber auch schon damals, als die Geologie — oder wie man sie zu jener Zeit zu nennen vorzog, die «Geognosie» — ihre ersten Versuche machte, sich zu einer Wissenschaft zu gestalten, war die Beurteilung und Wertschätzung der Versteinerungen in verschiedenen Ländern eine sehr verschiedene. Es mag daran erinnert werden, dass der Begründer der Freiberger Geognosten-Schule, Abraham Gottlob Werner, der eine Schichtgruppe mit den ihr eigentümlichen Gesteinscharakteren überall wiederfinden zu können vermeinte, auf die Versteinerungen als Hilfsmittel der Altersbestimmung keinen besonderen Wert legte, während der Ingenieur William Smith, «der Vater der englischen Geologie», wie dieser unermüdliche Autodidakt mit Recht genannt wurde, gerade in den Versteinerungen die Mittel fand, die sedimentären Schichten eines grossen Teiles von England in erfolgreichster Weise zu gliedern. Die volle Bedeutung der Versteinerungen für die stratigraphische Geologie wurde aber in Frankreich durch die Werke von Georges Cuvier und Alexandre Brongniart zur Geltung gebracht. Wenn auch dem ersteren mit Unrecht der erste Nachweis erloschener Tierformen zugeschrieben wird, — das Vorkommen solcher hatten schon andere Forscher vor Cuvier erkannt und Lamanon hatte gerade an den Säugetierresten aus dem Pariser Gips, an welchen Cuvier später seine epochemachenden