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43 DIE PHYSIKALISCHE GESETZE ETC.

Teiles zu erraten, was sich hinter den Kulissen jener Buehne befindet.

In der engen Verflechtung und der gegenseitigen Durchdringung dieser beiden Teile liegt das Wesen der Physik, als Wissenschaft.

Aus der Gesammtheit dessen, was die Naturwissenschaften lehren, was sie teils ueberzeugend als vorhanden nachgewiesen, teils nur ahnend und vermutend als Hypothesen aufgebaut, entsteht fuer den denkenden Menschen das sogenannte Weltbild, eine Vorstellung von den wichtigsten Charakterzuegen alles dessen, was in dem unserer Beobachtung zugaenglichen Raume sich vollzieht. Stellenweise ist dies Weltbild klar und deutlich und bis zu feinen Details ausgearbeitet; an anderen Stellen sind nur die groeberen Konturen hingeworfen und wieder an anderen zerfliesst es in nebelhaften Schatten. Nur sehr wenige und kleine Teile des Bildes sind mit unausloeschlichen Farben fuer ewige Zeiten als ein unzerstoerbares Erbgut der Menschheit vollendet. Sie entsprechen den wenigen Strahlen, welche die verborgene Wahrheit bisher dem forschenden Menschengeiste enthuellt hat. Alle uebrigen Teile des Bildes sind aufgebaut auf unseren gegenwaertigen Meinungen und Ansichten, auf dem, was wir zu wissen glauben. Mit diesen Meinungen und Ansichten aendert sich das Bild von Jahr zu Jahr und nach einem kurzen Jahrzehnt ist es oft kaum wiederzuerkennen. So hat jede Zeit ihr Weltbild und die Geschichte seiner Veraenderungen ist eben die Entwickelungsgeschichte der Wissenschaft. Wenn sich die fuer immer fertigen Teile des Bildes vergroessern, so sprechen wir von einem Fortschritte der Wissenschaft.

Auch der gegenwaertigen Zeit entspricht ein bestimmtes Weltbild und auf dieses sollen sich unsere weiteren Betrachtungen beziehen.

Denken wir an das Weltbild, so taucht vor unserem Geiste vor allem die grosse Frage auf, ob sich dies Bild auf die Welt oder auf das Universum bezieht, denn wir wollen Welt und Universum scharf unterscheiden.

Wir wollen dem Worte « Welt » eine bescheidene, dem Sprachgebrauch entsprechende Bedeutung beilegen. In unzaehligen Wortkombinationen ist mit dem Begriff der Welt etwas endliches, etwas begrenztes verbunden. Wir sprechen von der Welt des Seemanns, des Juristen, des Kuenstlers, von der