Pagina:Scientia - Vol. VIII.djvu/261

253 WAS IST DIE MILCHSTRASSE?

WAS IST DIE MILCHSTRASSE?



Nehmen wir eine Sternkarte zur Hand um uns näher zu orientiren über dasjenige, das wir in nächtlicher Stille auf dem Sternhimmel bewundern, so stossen wir zunächst auf eine willkürliche Einteilung des Himmelsgewölbes in gewissen getrennten Gebieten, den Sternbildern, die seit Uralters her mit uns vertrauten Nahmen belegt sind z. B. die Ziege, der Stier, der Krebs, der Schwan, der Wassermann, die Leier, die Jungfrau, die Zwillinge u. s. w.. Diese Benennungen stammen, besonders in Bezug auf den Thierkreis schon von der ägyptischen Aera und man wird sich kaum irren, wenn man annimmt, dass irgend ein Wohl weiser aus jener Zeit sich ermächtigt hat, dieses Bilderbuch über das Himmelsgewölbe auszubreiten, damit die wundernden Blicke der Menschenkinder vom Himmel wieder auf die Erde abgelenkt werden möchten, damit der Ackerbau, die Jagd und die sonstigen Geschäfte nicht durch eitle astronomische Spekulationen einbüssen sollten. Dieses Netz von Sternbildern bedeutete durch lange Zeiten für die wissenschaftliche Neugierde eine Schleier, die die Entwickelung der Kentnisse über das Universum gewissermassen verhindert hat. Es kann auch für unsere Kentnisse über die Milchstrasse nur als verhängnisvoll betrachtet werden, dass die erste im Ernst aufgestellte und angenommene Erklärung dieses Himmelsgebildes aus einer Myte herstammt. Die bezügliche Erzählung bezieht sich auf Heracles, den Sohn des Zeus mit der Königin Alkmene. Um dem Jungen Unsterblichkeit zu verleihen legte ihn der Vater gelegentlich an der Brust seiner Gemahlin Hera. Herakles fing an mit solcher