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42 | “scientia„ |
toten Kolloidsysteme gefundene Reihe. Auch für die Anionen lässt sich das Gleiche konstatieren. Wir kommem also zu dem gleichen Ergebnis wie früher: physiologische Zustandsänderung, hier Erregbarkeitsänderung wie dort Permeabilitätsänderung, und kolloidale Zustandsänderung gehen parallel! Indem die Konsistenz der kolloidalen Plasmahaut sich ändert, ändert sich die Erregbarkeit.
So sehen wir also das normale Funktionsvermögen der Muskeln abhängig von gewissen Kolloiden, und darin stehen nun, wie zu vermuten, die Muskeln nicht einzig da. Aus ihrem Verhalten gegenüber den Salzen kann man denselben Schluss für die Nerven ziehen, und das Gleiche gilt auch, wie mich neuerdings Versuche überzeugt haben, für die Verrichtungen des Flimmerepithels. Ich bin daher der Meinung, dass dem Kolloidzustand im Allgemeinen eine grosse physiologische Bedeutung zukommt, und dass im Speziellen die Plasmahaut auch durch ihr Kolloidmaterial zu einem wichtigen Organ der Protoplasten wird.
In letzterer Beziehung ist sogar noch nicht alles gesagt, was gesagt werden sollte. Denn bis hierher wurde eigentlich blos gezeigt, dass nur ein gewisses statisches Verhalten der Plasmahaut, ein bestimmter, durch den gewöhnlichen Salzgehalt des Mediums normierter Kolloidalzustand mit dem physiologischen Erregbarkeitsgrad verträglich ist. Es giebt aber verschiedene Gründe, welche indessen hier nicht weiter erörtert werden sollen, dafür, dass neben einer Plasmahautstatik auch von einer Plasmahautdynamik geredet werden kann; es hat meiner Meinung nach einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, dass, wenn ein Nerv oder Muskel erregt wird, eine Kolloidzustandsänderung mit der Erregung Hand in Hand geht, oder wohl richtiger: einen Teilvorgang der Erregung ausmacht. Mit dieser Anschauung würde auch gut übereinstimmen, dass Nernst durch seine geistvollen Untersuchungen über die elektrische Erregung von Nerven und Muskeln die Vorstellung angebahnt hat, dass der elektrische Strom, wenn er irgend wirken soll, eine bestimmte elektrolytische Konzentrationsänderung an einer beschränkt durchlässigen Membrane hervorrufen muss, dass also, im Sinne meiner Ausführungen, bei der Reizung die Bedingungen für eine kolloidale Zustandsänderung in einer Plasmamembran gesetzt werden müssen. Vielleicht gelingt es bald, den prä-