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die biologische bedeutung der kolloide 39


erklären. Aus verschiedenen Gründen sind manche Autoren vor der Annahme zurückgeschreckt, dass die Plasmahaut der Blutkörperchen für die Salze ganz undurchlässig sein soll, und namentlich Loeb hat dafür die Vorstellung ausgebildet, dass die Durchlässigkeit für Wasser nur viel grösser als für die Salze sein soll, und dass daher der Ausgleich der osmotischen Drucke unter Volumänderung durch Wasserbewegung und nicht durch Bewegung der gelösten Stoffe ohne Volumänderung zustande komme. Loeb hat aber vergessen, die Konsequenz zu ziehen, dass dann auch die in den Blutkörperchen sich vorfindenden Kalisalze reichlich im Verlauf des Lebens der Körperchen Zeit finden sollten, herauszudiffundieren, und dass ebenso die Natriumsalze des Plasmas sich durch Diffusion im Innern ansammeln sollten, und vor dieser gegen die Tatsache verstossenden Konsequenz könnte Loeb sich blos durch die komplizierte Annahme retten, dass durch eine besondere Arbeit die Zellen diese Diffusionen immer wieder rückgängig machen. Wir werden später auf andere Schwierigkeiten, die sich der Loeb’schen Annahme bieten, zu sprechen kommen. Es sei nur an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, dass derartige Annahmen in ihren Folgen von grösster Tragweite für die Physiologie sind; handelt es sich doch um nichts Geringeres als um Stellungnahme zu einem der Grundphänomene des Lebensvorgangs, dem bisher so rätselhaften Prozess der Stoffaufnahme und-Abgabe von Seiten de Zelle.

Kehren wir nunmehr, nachdem wir wenigstens ganz flüchtig die Beweggründe zur Plasmahauthypothese skizziert haben, zu den hämolytischen Experimenten zurück! Wenn wir also die Salze wirksam fanden, so werden wir uns nunmehr vorstellen, dass sie gegen das Hindernis anrennen, das sich ihnen zunächst in den Weg stellt, d. h. dass sie auf die Plasmahaut einwirken. Diese besteht aber, wofür sich viele Gründe namhaft machen lassen, zum gross ten Teil aus Eiweiss, Lecithin, Cholesterin, alles kolloidal sich lösende und quellbare Stoffe. Wenn wir zudem nun finden, dass die Salze im Verhältnis zu einander gerade so wirken, wie sie auf tote Kolloidsysteme wirken, so liegt nichts näher als die Vorstellung, dass die Salzwirkung kolloidale Zustandsänderung ist. Wir nehmen an, dass die Salze die Plasmahaut der Blutkörperchen auflockern, jedes in spezifischer Intensität, und dass dadurch sekundär die Plasmahaut durchlässig wird, eine