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für die Biostatik bis hierher mit den Kolloiden etwas Rechtes anfangen. Und dies gilt nun noch in verstärktem Masse, wenn wir auf andere kolloidale Zellstrukturen, als die zuletzt genannten, Rücksicht nehmen. Von solchen kommt eigentlich das Meiste in Betracht, was man an Zellen von Strukturiertem überhaupt sehen kann; denn besonders wenn man Präparate fixierter Zellen im Auge hat, so ist es ersichtlich, dass das mikroskopische Bild im Wesentlichen auf der räumlichen Verteilung von verschiedenen Kolloiden beruht. Allerdings belehren uns die rein morphologischen, vor allem aber die morphogenetischen Forschungen aufs Bestimmteste, dass manche dieser ans Kolloiden aufgebauten Gebilde für den Lebensvorgang von grenzenloser Bedeutung sind; — man denke nur an Chromosomen, Chondriosomen, Centrosomen u. a. — ; aber die physikalischen und chemischen Grundlagen der sichtbaren Umwandlungen und Bewegungen dieser Gebilde und speziell die Beteiligung kolloidaler Zustandsänderungen dabei sind so gut wie gänzlich unbekannt, woran auch durch die Tatsache nichts geändert wird, dass manche der Strukturen, wie z. B. die Protoplasniastrahlnngen, künstlich mit Kolloidsystemen nachzuahmen sind. —

Was kann man denn nun aber schliesslich Positives über die biologische Bedeutung der Kolloide sagen? Meiner Ansicht nach bezieht sich dies bisher fast allein auf die Eigenschaften der oberflächlichen Schicht der Protoplasmen, mit welcher diese an ihr umgebendes Medium angrenzen, der sog. Plasmahaut, und zweitens auf die Eigenschaften gewisser Zwischensabstanzen, welche Zelle mit Zelle verbinden. Dies ist wenig und viel. Viel, weil sich ergeben hat, dass Zustandsänderungen in den aus Kolloiden aufgebauten Plasmahäuten folgenschwer für die ganze Funktion der Zelle sind; wenig insofern, als wir hieraus vielleicht schliessen dürfen, dass auch noch die im Innern der Protoplasmen gelegenen Kolloidmembranen und -fäden normalerweise Zustandsänderungen durchmachen können, die zum Wesen der Funktionsänderungen gehören, Änderungen, von denen wir aber heute noch nichts beweisen können, im Wesentlichen, wie mir erscheint, deshalb, weil wir mit den bis jetzt angewandten experimentellen Mitteln zur Erzeugung reversibler kolloidaler Zustandsänderungen nicht bis ins Innere der Zellen vordringen konnten. Diese Ansicht über die Lokalisation der experimen-