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Es hat Boltzmann (1883) die von Bartoli gemachte Überlegung weiter gefürt und die Frage aufgeworfen in welcher Weise die Druckkräfte der Strahlung und mithin auch die Strahlung selber von der Temperatur abhengig sein muss um dem zweiten Hauptsatze der Termodynamik zu genügen: durch eine Reihe scharfsinniger Überlegungen gelang es die Gesetze aufzufinden, welche die Strahlung mit der Temperatur verbinden; durch ausgedehnte Versuche wurden diese Gesetze geprüft, bestätigt gefunden und sie geben uns jetzt Aufschlüsse in einer Reihe von Fragen über die Strahlung der Sonne und unserer künstlichen Lichtquellen. Durch die bisher gewonnen Resultate ist die von Boltzmann eingeschlagene Richtung bei weitem nicht erschöpft und eine Fülle von Problemen welche mit der Strahlung und mithin mit deren Druckkräften verknüpft sind harren noch ihrer eingehenden Bearbeitung.

In einer anderen Richtung — in der Astrophysik haben die Druckkräfte des Lichtes schon sehr viel früher als sie von Maxwell und Bartoli theoretisch begründet wurden eine Anwendung gefunden um die eigentümlichen Formen der Kometenschweife zu erklären: vor fast dreihundert Jahren hat der grosse Kepler (1617) den Grundstein für die physikalische Behandlung astronomischer Probleme gelegt, als er die Vermutung ausgesprochen hat, dass die Form der Kometenschweife und insbesondere die Tatsache dass sie vom Kometenkopfe ausgehend sich immer in der Richtung weg von der Sonne entfalten, leicht zu erklaren wäre, wenn man den Strahlen der Sonne Druckkräfte zuschreibt, welche die gasförmige Materie der Schweife mitreissen.

Im Laufe der Zeit geriet die Vermutung von Kepler, deren Begründung ausblieb, in Vergessenheit und erst in neuerer Zeit hat auf der theoretisch und experimentell begründeten Basis fussend Arrhenius (1902) in einer glänzenden Zusammenfassung die Rolle, welche den Druckkräften des Lichtes in der kosmischen Physik zukommt, klarzulegen gewusst und sie einer Berechnung unterzogen: die abstossenden Kräfte, welche die Sonnenstrahlung auf einen Körper ausübt sind, wie wir oben gesehen haben nur sehr gering, sie treten aber den anziehenden Kräften der Sonnenmasse gegenüber immer mehr in den Vordergrund je kleiner der Körper wird. Es lässt sich leicht berenchen dass ein kleines Schrotkügel-