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die druckkraefte des lichtes 303

ner Sicherheit feststellen lassen, dass der Lichtstrahl wenn er eine Gasmasse durchsetzt die einzelnen Gasmoleküle in der Richtung seiner Fortpflanzung mitzufüren sucht1; in Uebereinstimmung mit der Maxwell-Bartoli’schen Theorie waren die hierbei gemessenen Kräfte noch etwa hundert mal kleiner als die Druckkräfte des Lichtes auf feste Körper.

Aus dem oben gesagten folgt dass wir zur Zeit berechtigt sind die Existenz der Druckkräfte des Lichtes sowohl vom Standpunkte ihrer theoretischen Begründung durch Maxwell und Bartoli, als auch durch ihre eingehende experimentelle Untersuchung als ausser jedem Zweifel bewiesen zu betrachten.

Eine weitere Stütze erhält diese Behauptung noch durch den neuerdings theoretisch abgeleiteten allgemeinen Satz von Lord Rayleigh (1902) dass nicht nur das Licht, sondern dass allgemein jede Wellensbewegung bei ihrer Ausbreitung auf Körper welche sie trifft Druckkräfte ausüben muss und dass in Uebereinstimmung mit den Gesetzen welche für die Druckkräfte des Lichtes gelten, die Druckkräfte jeder Wellenbewegung der auffallenden Energiemenge direkt und der Geschwindigkeit ihrer Ausbreitung umgekehrt proportional sind. Auch dieser allgemeine Satz hat seine experimentelle Prüfung glänzend bestanden: Kapzov (1902) hat unschwer nachweisen können dass Wellen welche sich auf der Oberfläche einer ruhenden Wassermasse ausbreiten schwimmende Körper welche die Ausbreitung der Wellen hindern in der Richtung ihrer Ausbreitung verschieben; die Druckkräfte der Schallwellen wurden von Altberg (1903) experimentell nachgewiesen: fallen Schallwellen auf eine reflektirende Wand so entsteht an derselben ein messbarer Überdruck der die Wand in der Richtung weg von der Schallquelle zu verschieben sucht.

Aus der nunmehr so sicher begründeten Tatsache dass Lichtstrahlen Druckkräfte ausüben lassen sich gewisse Folgerungen ziehen, welche nach zwei Richtungen hin unser Wissen vertieft und erweitert haben: sie gestatten uns sowohl die fundamentalen Gesetze der Strahlung warmer Körper theoretisch zu linden als auch einige Erscheinungen der Astrophysik in einfacher Weise zu deuten.


  1. Auf die Einzelheiten der Versuchsanordnung kann ich hier nicht näher eingehen, möchte aber betonen dass das Licht nur solche Gasmoleküle angreift, welche es absorbiren.