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Diese theoretische Voraussagung experimentell zu prüfen hatte Bartoli versucht, konnte aber trotz seiner grossen Geschicklichkeit das erstrebte Ziel nicht erreichen, weil die Hülfsmittel über welche die Experimentirkunst zu seiner Zeit verfügte, nicht ausreichend waren. Im Laufe der folgenden zwanzig Jahre haben sich die Mittel der experimentellen Technik in einer ungeahnten Weise entwickelt: selbst in bescheiden ausgerüsteten Laboratorien standen mächtige Lichtquellen in Form von elektrischen Bogenlampen zur Verfügung und die neuen Quecksilberluftpumpen gestatteten es die Luft unschwer auf einen millionten Teil des Atmosphärendruckes zu verdünnen. Der Zeitpunkt war gekommen die Frage bezüglich der Druckkräfte des Lichtes experimentell in Angriff zu nehmen und nach etwa dreijähriger Arbeit sind mir diese Versuche gelungen (1900). Die Versuchsanordnung war die folgende: in einem auf das äusserste evacuirten Glasballon hing an einem sehr dünnen Glasfaden ein kleiner horizontaler Balken, an dessen Ende ein Flügel von etwa 5 mm durchmesser aus Platin, Aluminium, Nickelblech oder Glimmer befestigt wurde; auf diesen Flügel wurde mit Hülfe von Linsen das Licht einer Bogenlampe geworfen: die auftretenden Druckkräfte des Lichtes liessen sich dadurch messen, dass der getroffene Flügel durch das Licht etwas verschoben wurde, den Glasfaden tordirte und sich in der neuen Ruhelage wider einstellte; wurde das Licht abgeblendet so ging der Flügel in seine ursprüngliche Lage zurück. Die Grösse der experimentell gemessenen Ablenkung und die Ablenkung des Flügels welche aus der gemessenen Energiemenge der auffallenden Strahlung sich nach Maxwell-Bartoli theoretisch vorausberechnen lässt stimmten innerhalb der möglichen Versuchsfehler vollkommen mit einander überein.

Fast gleichzeitig mit meinen Arbeiten erschienen analoge Untersuchungen von Nichols und Hull (1901), welche gleichfalls die Existenz der Druckkräfte des Lichtes auf einen Silberspigel nachwiesen und etwas später hat Poynting (1903) eine schöne Untersuchung einiger besonders interessanter Specialfälle dieser Druckkräfte veröffentlicht.

Ich möchte hier noch erwähnen dass es mir vor kurzem gelungen ist die Druckkräfte des Lichtes auf Gase messend zu untersuchen1. Es hat sich experimentell mit vollkomme-

  1. Diese Arbeit ist soeben abgeschlossen und noch nicht publicirt.