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die druckkraefte des lichtes 301

Druckkraft der Sonnenstrahlung auf vier Quadratmeter Fläche kaum dem Gewichte von einem Tausentel Gramm gleichkommt.

Unabhengig von Maxwell und, wie es scheint, ohne seine Überlegungen zu kennen gelangte Bartoli (1879) auf einem ganz anderen Wege zu der Behauptung dass das Licht Druckkräfte ausüben muss. Bartoli ging von der bekannten Tatsache aus, welche in der Wärmelehre als der zweite Hauptsatz der Termodynamik bezeichnet wird, dass es nämlich unmöglich ist ohne Arbeitsaufwand die Wärme von einem kälteren Körper auf einen wärmeren zu übertragen: Bartoli hat darauf hingewiesen dass ein jeder Körper Strahlen aussendet und dass es principiell wohl möglich ist aus einem innen vollkommen spiegelnden Cylinder und einem darin beweglichen spigelnden Stempel eine Vorrichtung zu bauen, welche es gestattet, durch Zurückziehen des Stempels einen Teil der strahlenden Energie des kälteren Körpers in den Cylinder aufzusaugen, diese Energiemenge zu transportiren und durch Vorschieben des Stempels sie in einen wärmeren Körper überzufüren, analog wie eine Gartenspritze es uns erlaubt das Wasser aufzusaugen um es dann in die Höhe zu spritzen. Wenn der praktischen Ausfürung einer solchen Maschiene auch enorme Schwierigkeiten entgegentreten, so ist ihre principielle Möglichkeit durchaus sicher und Bartoli schloss daraus dass man den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nur dann aufrecht erhalten kann, wenn das Einspritzen der strahlenden Energie in einen wärmeren Körper unter Aufwand von Arbeit vor sich gehen wird, mit anderen Worten, dass der Verschiebung des Stempels sich eine Gegenkraft widersetzt, welche durch die Druckkräfte der Strahlung auf den Stempel bedingt sein muss.

Somit gelangten unabhengig von einander und auf durchaus verschiedenen Wegen Maxwell und Bartoli zu derselben Behauptung: die Lichtstrahlen müssen Druckkräfte auf die Körper ausüben auf welche sie fallen1.


  1. Für einen Parallelstrahlenbündel welcher senkrecht auf eine ebene Fläche fällt fanden Maxwell und Bartoli übereinstimmend die Grösse der Druckkraft p

    worin E die pro Secunde auffallende Energiemenge, V die Lichtgeschwindigkeit und r das Reflexionsvermögen der Fälche bedeutet: für einen mattschwarzen Körper ist r=0, für einen vollkommenen Spigel ist r= 1.