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meine naturwissenschaftliche erkenntnislehre 229

vorgeht, den Begriff «Wärme» in die beiden Begriffe «Temperatur» und «Wärmemenge» spalten, sehe wie dann der Begriff «Wärmemenge» zur «latenten Wärme», zu den Begriffen «Energie» und «Entropie» führt. Aber dies auszuführen, ist Sache von Büchern und nicht Gegenstand einer Abhandlung.

Der biologisch-ökonomische Gesichtspunkt mag willkürlich, beschränkt und einseitig, vielleicht auch unpassend bezeichnet sein, für falsch oder unfruchtbar kann ich ihn nicht halten. Petzoldt spricht lieber von Stabilität als von Oekonomie. Ich zog den Ausdruck Oekonomie vor, weil diese Analogie zum vulgären Leben mich zuerst zum Verständnis wissenschaftlicher Wandlungen geleitet hat. Uebrigens kommen später noch andere Gesichtspunkte zur Sprache.

Um nun deutlich zu machen, welcher Auffassung meine Erkenntnislehre bei hervorragenden modernen Physikern begegnet, bitte ich den Leser wo möglich M. Planck’s, «Die Einheit des physikalischen Weltbildes», Leipzig, S. Hirzel, 1909, zur Hand zu nehmen, da ich mich mit dieser 38 Seiten fassenden Schrift etwas auseinander setzen muss. Ohne auf die Form zu reagiren, oder diese gar nachzuahmen — le style c’est l’homme — will ich deren Inhalt rein sachlich besprechen.

Planck unterscheidet S. 4 zwei Methoden des Betriebes der Physik, ungefähr im Sinne Rankine’s, die von erfassten Einzelerscheinungen ausgehende, kühn verallgemeinernde und erklärende und die nüchtern beschreibende. Als Beispiele für die erstere nennt er des Thales Wassertheorie, Ostwald’s Energetik und Hertz’ «geradeste Bahn», als Vertreter der zweiten Methode führt er Kirchhoff an. Nun freue ich mich zwar, dass der Energetik sogar eine bedeutende «Stosskraft» zugeschrieben wird, während sie noch in Lübeck «nicht das Geringste» geleistet hatte, aber die Energetik kann ich nur zur zweiten Rankineschen Methode rechnen, ebenso wie den Hertzschen Gedanken der geradestente Bahn. Wenn man ferner Kirchhoffs «vollständige einfachste Beschreibung» genau übt, nicht nur «Beschreibung», so bleibt kein Raum für Erklärungen. Denn «ist einmal eine Tatsache nach allen ihren Seiten bekannt, so ist sie eben dadurch erklärt und die Aufgabe der Wissenschaft ist beendigt» (J. R. Mayer). Kirchhoff kann also wenigstens in seinem Fall an keinen Gegensatz zu einer zweiten Methode gedacht haben. Nach P.