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227 meine naturwissenschaftliche erkenntnislehre

nach Schriften verwandten Inhalts Avenarius’, «Philosophie als Denken der Welt nach dem Prinzip des kleinsten Kraftmasses», 1876, kennen, und konnte diese Arbeit noch im Vorwort zur Mechanik anführen. Schon 2 Jahre nach meiner «Analyse» erschien der erste Band von Avenarius’, «Kritik der reinen Erfahruny», 1888, und einige Jahre später ermutigten mich die Arbeiten von H. Cornelius, «Psychologie als Erfahrungswissenschaft», 1897, und «Einleitung in die Philosophie», 1903, und J. Petzoldt, «Einführung in die Philosophie der reinen Erfahrung», 1900. So sah ich, dass ich wenigstens einem Teil der Philosophen nicht gar so fern stand, als ich lange dachte. Freilich findet der längst verstorbene Avenarius auch heute sein Publikum mehr in Italien, Frankreich und Russland, als in seinem Vaterlande. Erst vor einigen Jahren wurde ich mit W. Schuppe’s Arbeiten namentlich mit seiner «Erkenntnistheoretischen Logik», 1878, bekannt und sah, dass dieser Autor schon 1870 verwandte Bahnen eingeschlagen hatte.

Weit seltener fand ich Zustimmung bei den Physikern. Zwar hatte ich und auch die «Energetik» Ostwald’s einen sehr berühmten Vorgänger in W. J. M. Rankine, der schon in seiner 1855 erschienenen kleinen Abhandlung «Outlines of the Science of Energetics»1 auf den Unterschied der erklärenden (hypothetischen) und der abstrakten (beschreibenden) Physik hinwies und die letztere als die eigentlich wissenschaftliche empfahl, zu welcher die erstere nur die vorbereitende Stufe bilden sollte. Allein schon der Umstand, dass mir Rankine’s Ausführungen bei Beginn meiner Arbeit noch unbekannt waren und sein konnten, bezeichnet genügend deren geringe räumliche und zeitliche Fernwirkung. Als ich nun in «E. d. A.» für die ökonomische Darstellung des Tatsächlichen, für die Ermittlung der Abhängigkeit der Erscheinungen von einander eintrat, was wenigstens teilweise als eine Erneuerung der Rankineschen Vorschläge anzusehen ist, blieb dies selbstverständlich ebenso unbeachtet. Das «allgemeine Staunen», mit welchem 2 Jahre später Kirchhoff’s Bezeichnung der Aufgabe der Mechanik als «vollständige einfachste Beschreibung der Bewegungen» aufgenommen wurde, ist ebenso characteristisch. Die vereinzelten Aeusserungen, welche

  1. The Edinburgh New Philos. Iourn. Vol. II (New Series) p. 120, 1855.