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die kultur der gegenwart |
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vor 150 Jahren in Deutschland und viele neben wie nach ihm in den meisten Kulturstaaten zu gestalten versucht haben, der Grösse der Aufgabe eine sehr bescheidene, wirklichen Lebens meist entbehrende Lösung entgegenstellt. Dass von den beiden Wegen der Encyklopädie der zweite, der der systematischen Darstellung, der fruchtbarere, geistig förderndere ist, liegt auf der Hand; ebenso klar ist, dass er der schwierigere ist -, zumal da, wo das «System» nicht nur die Form der Einkleidung des Stoffes ist, sondern wirklich zur Wahrheit wird, indem das weite Gebiet des Wissenswerten von hober Warte aus überblickt und vom Standpunkt einer einheitlichen Auffassung aus seinen wesentlichen Zügen nach dargestellt wird.
Wie ist eine solche einheitliche Auffassung zu gewinnen? Wohl nur von dem Boden aus, auf dem alle grosszügigen Versuche systematischer Encyklopädie erwachsen sind, dem Boden eines lebhaften Gefühles und eines klaren Verständnisses dafür, dass die Kultur einer jeden Zeit ein lebendiges, organisches Ganzes bildet, das nicht nur als Tatsache hingenommen, sondern auch geschichtlich begriffen und durch eine zielbewusste, in einem grossangelegten Volkserziehungssystem gipfelnde Kulturpolitik weiterentwickelt sein will. Ohne weiteres vorhanden ist ein solcher Boden - wenigstens in ertragsfähiger Form - keineswegs; und der Gedanke, ihn zu pflegen und ertragsfähig zu machen, drängt sich nur in gewissen Zeiten grosser Kulturkrisen gleichsam von selber auf: durch das Gefühl einer solchen Kulturkrise ist der erste römische Encyklopädist, der alte Cato Censorius, zur Abfassung seines Werkes getrieben worden, das gleiche Gefühl in verstärktem Massstabe hat Diderot und den Seinen die Feder in die Hand gedrückt; planmässige wissenschaftliche Pflege aber erhält der Boden, auf dem die encyklopädische Gesamtdarstellung gedeihen kann, erst in der neuesten Zeit; er erhält sie durch die kulturgeschichtliche Forschung, der man zwar die Geltung als wissenschaftliche Disciplin auch heute noch vielfach bestreiten hört, deren Wert aber - man möchte sagen: von Tag zu Tag - wächst, weil wir ohne sie gar nicht durchdringen können zu der schmerzlich entbehrten Harmonie einer Lebensauffassung, die sich ihre Gesetze nicht von der einseitigen Hervorhebung dieses oder jenes Einzelgebietes wissenschaftlicher Forschung oder praktischer Betätigung vorschreiben lässt. Es ist etwas