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144 | DIE ENTSTEHUNG DER BODENWIRTSCHAFT |
nach gewissen Grundsätzen mit den andern Genossen des Stammes zu teilen, aber da in Australien das Wild spärlich ist und die Jagdmethoden nicht gerade sehr hoch ausgebildet waren, so liegt doch wohl — die Berichte müssen dafür noch Aufklärungen bringen lernen — ein Hauptteil, ja vielleicht der grössere Theil auf der Seite der vegetabilischen Nahrung und die Beschaffung dieses Theils ist hier, wie an anderen Stellen der Erde, die Sache der Frauen.
Uns Kulturmenschen erscheint nun diese Einteilung und die für unser Gefühl übermässige Belastung der Frauen, wie wir sie in den ursprünglichen Verhältnissen in Australien nicht nur, sondern ebenso in den ursprünglichen Verhältnissen amerikanischer sowohl als afrikanischer Völker treffen als, eine grosse Rohheit. Da wir aber durch die Kolonialpolitik der letzten Jahrhunderte auf ein Zusammenleben mit den weniger kultivierten Aussenvölkern angewiesen sind, so wird es doch wohl, auch wenn es sich garnicht um höhere Kulturzwecke sondern eben nur um ein Zusammenleben handelte, nicht nur empfehlenswert sondern es wird gradezu unerlässlich sein, die Gewohnheiten dieser Aussen Völker und die Anschauungen, von denen sie sieh dabei leiten lassen, kennen zu lernen. In dieser Hinsicht sind denn auch in letzter Zeit erhebliche Fortschritte gemacht, bis dahin leider aber nur allzu ausschliesslich auf der Seite der Theorie und wie gesagt etwas garzu wenig für die Praxis.
So haben wir in der allerletzten Zeit mit nicht geringem Staunen erfahren müssen, dass im Leben des noch vor kurzer Zeit für so äusserst roh und zurückgeblieben gehaltenen Australiers die ideale Seite, wie wir sagen würden, das mit dem Nimbus der Heiligkeit umgebene Ritual des Stammes von der Lebenszeit der Männer etwa die Hälfte in Anspruch nimmt. Dabei ist es ausserordentlich bezeichnend, dass diese, wie gesagt ziemlich neue Entdeckung in der Erforschung der wirtschaftlichen Seite der Feste, d. h. also für die Frauenarbeit, noch eine ausserordentlich grosse Lücke lässt. Wir wissen zwar, dass in Australien unter Umständen Hunderte von Schwarzen viele Wochen bei den totemistischen Männerweihen zusammen sind, wir haben aber noch nicht erfahren, wie die Frauen die dafür notwendigen Nahrungsmittel beschaffen. Ist es schon nicht leicht hinter das Treiben der Männer zu kommen, so ist es bei den Naturvölkern doppelt schwierig,