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Einflussmöglichkeiten der Regierungen relativ gering sind und waren, weshalb staatliche Massnahmen - sei es im Inneren wie nach aussen - den Verlauf wirtschaftlicher Entwicklung zwar modifizieren, das heisst verlangsamen oder beschleunigen, nicht jedoch grundlegend bestimmen können. Dass dies vielfach anders gesehen wird, hängt zweifellos auch mit der starken verfassungs- und rechtsgeschichtlichen Tradition der wirtschafts- und sozialhistorischen Geschichtsschreibung zusammen, die auf gesetzliche und andere von oben gestaltete Rahmenbedingungen mehr Wert legte als auf naturräumliche Voraussetzungen.
3. Ausser in den Fällen, in denen die Wirtschaft als weitgehend von der Politik bestimmt gesehen wird, schlägt die «politische» Perspektive indirekt auch in Darstellungen durch, in denen der wirtschaftlichen Entwicklung mehr Eigendynamik zugestanden wird. Hier ist es das Denken in gesamtstaatlichen Kategorien, das etwaige Erklärungsansätze leitet und den Blick auf alpine Besonderheiten verstellt. Die österreichische Wirtschaft und Gesellschaft werden als eine gewisse Einheit betrachtet, die durch die gerade gültigen Grenzen definiert wird; und obwohl diese oft wechselten, erhält die zufällig innerhalb dieser Grenzen angesiedelte Wirtschaft und Gesellschaft aus einer solchen Sicht eine Art Eigenleben, das sich möglicherweise von dem anderer Staaten unterscheidet.
Ohne hier der Frage nachgehen zu wollen, wie sehr oder wie wenig sich sozio-ökonomische Entwicklung nach staatlichen Grenzen richtet, steht auf jeden Fall fest, dass eine derartige Betrachtungsweise spezifisch alpinen Bedingungen und Strukturen nur wenig Raum lässt, machen die Alpenländer doch nur einen Teil - früher einen kleineren, heute einen grösseren - des gesamten Österreich aus. So braucht es nicht zu überraschen, wenn sich in der schon fast klassischen Sozialgeschichte Österreichs von Ernst Bruckmüller lediglich drei Hinweise finden, die an spezifisch alpine Bedingungen denken lassen könnten: im Zusammenhang mit der Besiedlung des Landes im Frühmittelalter ist etwa zu lesen, dass «Tallandschaften innerhalb der Alpen, getrennt durch relativ unzugängliche Höhenzüge, Siedlungs- und Herrschaftsverdichtung offenbar nur ganz regional erlaubten»;2 als eine Ursache für die regional unterschiedlich rasche Bevölkerungszunahme im 19. Jahrhundert wird unter anderem auf das Heiratsverhalten verwiesen und daran erinnert, dass «in den Alpengegenden spätes Heiratsalter und relativ niedere Kinderzahlen üblich waren, in den östlichen Gebieten (Galizien, Bukowina, Teile Ungarns) dagegen niederes Heiratsalter und höhere Kinderzahlen»;3 und schliesslich blieben, was
MATHIS: DIE ERFORSCHUNG DES ALPENRAUMES IN DER ÖSTERREICHISCHEN HISTORIOGRAPHIE | 63 |