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42 Paul Videsott


Gesamtheit als digitales Corpus zur Verfügung zu stellen. Die wissenschaftliche Bedeutung von Corpora ist ebenfalls unbestritten, sie bilden die Grundlage für jede Sprachbeschreibung (z. B. grammatikalisch oder lexikalisch), die nicht nur auf dem Sprachgefühl des jeweiligen Autors beruht, sondern auf einer breiten empirischen Basis. Bisher wurden 1198 Texte mit literarischem Anspruch (die allgemein als „gutes“ Ladinisch gelten) mit knapp 253.500 Wörtern in das Corpus eingearbeitet. Das Projekt wird von der Autonomen Provinz Bozen finanziert, Projektmitarbeiterin ist dott. Martina Pescollderungg.15 Das Corpus ist zwar ein Forschungsziel an sich, doch soll es auch die Basis für ein Wörterbuch des literarischen Ladinischen bilden, und als Endziel das Material für ein automatisches Übersetzungsprogramm ins Ladinische bereitstellen.

c) Seit Januar 2009 wird am Projekt Storia dla leteratura ladina/Dolomitenladinische Literaturgeschichte gearbeitet. Die Ziele des Projektes sind u.a.: alle ladinischen Texte mit literarischem Anspruch aus den Dolomiten zu erfassen; originale Textbeispiele mit Übersetzungen ins Deutsche und/oder Erläuterungen anzubieten; Autorenbiographien auszuarbeiten und EpochenEinteilungen zur Diskussion zu stellen sowie die Erschließung des Gesamtwerkes durch ausführliche Register. Der erste Teil des Projektes, der den ladinischen Autoren vor dem zweiten Weltkrieg gewidmet war, wurde von der Autonomen Region Trentino-Südtirol finanziert und Ende Mai 2010 abgeschlossen; für den zweiten (und weitaus größeren Teil des Projektes) ist über eine Finanzierung bisher (April 2011) noch nicht entschieden worden. Gerade dieses Projekt hat, vor allem durch den Verdienst der Mitarbeiterin Mag. Rut Bernardi, bereits jetzt sehr schöne Früchte gezeigt, die sich auch in mehreren Publikationen niedergeschlagen haben. Als wichtigste bisherige Ergebnisse seien vor allem die „Wiederentdeckung“ der ersten dolomitenladinischen Grammatik in der Universitätsbibliothek Krakau sowie die Analyse und Zuschreibung der Autorenschaft der ersten Gadertaler, Buchensteiner und Coleser literarischen Texte erwähnt.16 Die Publikation der „Do15

Ausführlichere Projektbeschreibung in Videsott (2010a); cf. auch die Projekthomepage http://vll.ladintal.it. Bei diesem Projekt konnten insbesondere mit dem ladinischen Kulturinstitut „Majon di Fascegn“ in Vich/ Vigo di Fassa bedeutende Synergieeffekte genutzt werden: „Majon di Fascegn“ hatte die technische Basis unseres Corpus bereits im Zuge seiner Arbeit am „Corpus general dl ladin“ (http://corpuslad.ladintal.it; enthält vor wiegend administrative und journalistische Texte) gelegt; wir konnten dieses System übernehmen und mit weiteren Funktionen ausstatten. Während unseres Referates wurden zwei davon vorgestellt: der „Lemmatisator“ (extrahiert aus dem Corpus – oder aus spezifisch ausgewählten Subcorpora – alle To ken und ordnet sie entweder alphabetisch oder nach ihrer Frequenz), und der sog. „Chronologisator“ (ordnet die Token chronologisch auf- oder absteigend nach dem Zeitpunkt ihres Vorkommens). 16 Cf. diesbezüglich Videsott (2009b, im Druck a); Bernardi/Videsott (2010, im Druck) sowie Bernardi (2010a, 2010b, im Dr uc k).