Pagina:Decurtins - Rätoromanische chrestomathie, XII.djvu/13

Einleitung



In den groß angelegten, ausgezeichnet geleiteten Romanischen Forschungen von Karl Vollmöller erschienen während zwei Jahrzehnten immer wieder reiche Publikationen aus der Rätoromanischen Literatur, die im Separatabdruck unter dem Titel „Rätoromanische Chrestomathie“bereits dreizehn 1 dickleibige Bände umfassen. Das ist die Lebensarbeit des unermüdlichen Sammlers und genialen Gelehrten Dr. Caspar Decurtins, Nationalrat und Universitätsprofessor, welcher leider schon Ende Mai 1916 durch den Tod vom monumentalen Werke weggerissen wurde, das für die Romanisten und die hauptsächlich durch ihn entfachte und ernährte nationale Bewegung im kleinen rätoromanischen Volke der Bündner Berge größte Bedeutung hat. Mit Hilfe der Gemahlin des Verewigten, unter Benützung seines literarischen Nachlasses und weiterer Ergänzung einzelner Partien suchen wir das Werk im Sinne und Geiste des Begründers zum Abschluß zu bringen. Deshalb publizierten wir 1917 Band XI, Bergellisch, Unterengadinisch und heute übergeben wir Band XII, die modernen Dichter der Surselva der Öffentlichkeit. Es sind nur jene Dichter berücksichtigt worden, die entweder gar nicht oder in unbedeutendem Maße im ersten Bande der Chrestomathie (1896) vertreten waren. Es fehlt der Dichterfürst des ganzen rätoromanischen Gebietes, Muoth, der im ersten Bande mit allen wichtigeren Produkten seiner Muse aufgonommen worden war; aber dafür schreiten andere ihm nach, die seine würdigen Nachfolger sind. Eine kurze Würdigung dieser Dichter, welche meistenteils aus der literarischen Tätigkeit Dr. Decurtins direkt oder indirekt ihre Anregung geschöpft haben, wird am Ende dieses Vorworts folgen, nachdem wir in möglichster Kürze die Tätigkeit des Begründers der Chrestomathie für seine rätoromanische Sprache geschildert haben. Er war der große Wind, der die unter der

  1. Es sind zwölf Bände und ein Ergänzungsband.