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Welt des Kindes und von der des Kaufmanns, von der vornehmen Welt und von dem Gluecklichen, dem seine Familie seine ganze Welt ist. Aber wir wollen den Begriff der Welt ueber solch enge Grenzen gewaltig ausdehnen, ohne ihn doch in’s Grenzenlose wachsen zu lassen. Unter der « Welt » wollen wir die Gesammtheit dessen verstehen, was sich in dem unserer Beobachtung zugaenglichen Räume befindet. Dieser Raum ist, nach unseren Begriffen, von enormer Grösse, denn er umfasst die entferntesten Nebelflecke, die das Fernrohr oder die photographische Platte uns enthuellen. Dieses ist die Welt des Naturforschers, speziell die Welt des Physikers. Den Raum, der diese Welt umfasst, wollen wir den astronomischen Raum nennen und durch den Buchstaben A kurz bezeichnen. Viele Jahrtausende braucht das Licht um den Raum A zu durcheilen, obwohl es in einer kurzen Sekunde dreihundert tausend Kilometer zuruecklegt. Nur durch Zahlen koennen wir seine Groesse ausdruecken; aber diese Zahlen geben uns kein anschauliches Bild, denn die Phantasie versagt bereits bei so unvergleichlich geringeren Strecken, wie z. B. der Entfernung zwischen der Erde und der Sonne und nur die Gedanken durcheilen den Raum A und schweifen bis an die Grenzen der Welt, unserer Welt.

Die Gesammtheit alles Seienden wollen wir als Universum bezeichnen. Die Welt des Naturforschers im Räume A bildet sicher nur einen Teil des Universums.

Der ruhelose menschliche Geist will sich nicht mit den zahllosen Problemen begnuegen, die der astronomische Raum A ihm stellt. Er will noch weiter vordringen, obwohl er bisher nur einen winzigen Teil dieser Probleme geloest hat, obwohl selbst die mikroskopische Zelle, die auf der Erde lebt, ihm Aufgaben stellt, deren Bewaeltigung noch vieler, vielleicht nie endender Arbeit bedürfen wird.

Und so stellt er sich eine Reihe kuehner Fragen ueber die Eigenschaften des Universum, darunter die Hauptfrage: Ist das Weltbild anwendbar auf das Universum?

Selbstverstaendlich lassen wir die zur Biologie gehoerenden Teile des Weltbildes aus dem Spiel, denn das Lebendige kennen wir nur auf der Erde und das ist ein zu kleiner Stuetzpunkt fuer universale Spekulationen.

Wir wollen nur von den Eigenschaften der nicht lebenden Materie sprechen, d. h. also von dem Inhalte der Physik und